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Offen und Mut machend

Datum:
Veröffentlicht: 28.10.20
Von:
Beate Dahinten

TJCII Gruppe Franken und CE Bamberg hatten eingeladen

Auf Jesus als gemeinsame Mitte schauen, die Verschiedenheit nicht ignorieren, sondern respektieren: Um die Einheit im Leib Christi ging es bei einem hochkarätig besetzten Treffen, zu dem Toward Jerusalem Council II (TJCII) – Gruppe Franken – und die Charismatische Erneuerung Bamberg eingeladen hatten. „Als an Jesus Christus Glaubende mit einer Stimme sprechen? – Was heißt das?“ So lautete die Ausgangsfrage für den Nachmittag im Pfarrsaal der Pfarrei „Verklärung Christi“ am vorletzten Freitag im Oktober.

Auf Jesus als gemeinsame Mitte schauen, die Verschiedenheit nicht ignorieren, sondern respektieren: Um die Einheit im Leib Christi ging es bei einem hochkarätig besetzten Treffen, zu dem Toward Jerusalem Council II (TJCII) – Gruppe Franken – und die Charismatische Erneuerung Bamberg eingeladen hatten. „Als an Jesus Christus Glaubende mit einer Stimme sprechen? – Was heißt das?“ So lautete die Ausgangsfrage für den Nachmittag im Pfarrsaal der Pfarrei „Verklärung Christi“ am vorletzten Freitag im Oktober.

„Nach 18 Jahren TJCII gab es zum ersten Mal eine Veranstaltung, bei der leitende kirchliche Personen in so offener und Mut machender Weise teilgenommen haben.“ Hubertus Benecke, Vorstand von TJCII Deutschland, zeigte sich am Ende mehr als zufrieden. Der Tenor aus seiner Sicht: „Einheit ist etwas für die Jesus-Nachfolge; und Jesus lehrt uns, wie wir das machen können, wie wir ihn vertretend Einheit vertreten: Indem wir werden wie er.“ Sanftmut und Demut seien geboten, sagte Benecke mit Verweis auf Jesu Heilandsruf in Matthäus 11,28.

Die Teilnehmer des von Bruder Franziskus Joest (Jesus-Bruderschaft Gnadenthal) moderierten Podiums waren der Bamberger Erzbischof Dr. Ludwig Schick, Dekan Hans Stiegler (Evangelisches Dekanat Ansbach), Pastor Mathias Barthel (Vorstand „Gemeinsam für Nürnberg“) als Freikirchler, Rabbiner Wladimir Pikman (Jüdisch-messianische Gemeinde Beit Schomer Israel, Berlin) und der Metropolit der rumänisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Zentral- und Nordeuropa, Erzbischof Dr. Serafim Joantă (Nürnberg).

Ihre Offenheit für den Dialog über die eigene Denomination hinaus wurde bereits in der Vorstellungsrunde deutlich, durch Erfahrungen in verschiedenen Funktionen und Aufgaben sowie teils durch biografische Bezüge. Die Fortschritte in der Ökumene zeigten sich zudem in den Statements und im Austausch der Podiumsteilnehmer untereinander – aber eben auch die Grenzen. Ein ehrliches Bekenntnis dazu kam von Erzbischof Serafim Joantă: „Gott wird uns richten, weil wir uns gut eingerichtet haben und wohlgefühlt haben in der Spaltung.“ Die ökumenische Bewegung „hat uns aus unserer Selbstzufriedenheit herausgeholt.“ Für die gegenseitige Annäherung sei das Gebet wichtig, aus dem Schmerz über die Spaltung heraus, und das Bewusstsein der Einheit im Geist.

Weitgehend Einigkeit bestand darüber, einander in der Verschiedenheit zu respektieren und sich Jesus als der gemeinsamen Mitte bewusst zu werden. Es gehe nicht darum, neue Institutionen zu gründen, betonte Mathias Barthel. Erzbischof Schick hob die Notwendigkeit hervor, in einer globalen Welt gemeinsam aufzutreten, und formulierte die Ausgangsfrage neu: „Wie geben wir mit unseren Stimmen dem Herrn Jesus Christus eine Stimme?“ Sein Anliegen sei eine missionarische, evangelisierende Christenheit, die gegenseitig Toleranz und Liebe übe.

„Unsere gemeinsame Sprache ist die Bibel, sie hat also ein bisschen einen jüdischen Akzent“, sagte Wladimir Pikman. Eine wirkliche Einheit im Leib Christi gibt es seinen Worten zufolge nur dann, wenn die messianischen Juden mit einbezogen werden. Der jüdische Kontext des Neuen Testamentes sei von den christlichen Kirchen zunehmend vernachlässigt worden. „Jesus hat in den letzten 2000 Jahren seine jüdische Identität verloren. Das ist es, was uns gewaltig stört.“ Es sei eine Spaltung entstanden zwischen den jesusgläubigen Juden und den Christen aus den anderen Völkern.

Unterstützung bekam Pikman von Dekan Hans Stiegler, dessen Verständnis von Ökumene sich nach eigenem Bekunden nicht auf die katholische und evangelische Kirche beschränkt, wie er es oft erlebe. Auch für ihn ist das Wort Gottes die entscheidende Grundlage. Und die jüdische Sicht auf die Bibel sei die ursprüngliche, sagte Stiegler. Er bedauerte die distanzierte Haltung der evangelischen Kirche gegenüber den jesusgläubigen Juden und nannte es „kirchengeschichtlich ein Signal, dass die messianischen Gemeinden wachsen.“ Vielen anderen Gästen bei dem Treffen war die Einbeziehung der messianischen Juden ebenfalls ein Anliegen, wie die abschließende Fragerunde zeigte.

Die internationale Initiative Toward Jerusalem Council II – zu Deutsch: Hin zu einem zweiten Konzil in Jerusalem – bemüht sich um die Versöhnung zwischen messiasgläubigen Juden und den Nachfolgern Jesu aus den Nationen, sprich den Christen. Die Vision besteht in einer großen Zusammenkunft nach dem Vorbild des Apostelkonzils (siehe Apostelgeschichte Kapitel 15), bei dem die erste und tiefste Spaltung der Kirchengeschichte überwunden wird – als Vorbereitung auf die Wiederkunft Jesu. Mehr Infos: tjcii.org (englischsprachig).